Wie ein großer Teil der slowenischen Bevölkerung Südkärntens stimmte auch der Großvater von Filmemacherin Andrina Mracnikar 1920 für den Verbleib Kärntens in der Republik Österreich. Dieser Akt der Selbstbestimmung und der Demokratie hätte der Ausgangspunkt eines Zusammenlebens in Vielfalt sein können, wie es der slowenischen Minderheit gesetzlich auch zugesagt worden war. Stattdessen werden die Kärntner Slowen:innen seitdem auf vielfältige Art diskriminiert.
Andrina Mracnikar verwebt das Persönliche und das Politische, indem sie sowohl ein bewegendes Familienportrait als auch eine kluge, historische Bestandsaufnahme entwirft. In den Interviews mit ihren Verwandten bekommen Ereignisse aus der Vergangenheit bildliche Präsenz. Die Bedeutung der slowenischen Sprache und die damit einhergehenden Benachteiligungen im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung werden so empathisch nachvollziehbar.
In Südkärnten sprachen vor 1910 zirka neunzig Prozent aller Bewohnerinnen und Bewohner Slowenisch, heute ist es durchschnittlich ein einstelliger Prozentsatz. Andrina Mračnikar formuliert eine hochpolitische Dringlichkeit: Was passiert, wenn einem die Muttersprache im Alltag genommen wird? Was muss die Politik tun, um dem Verschwinden einer Sprache, deren Schutz in der Verfassung festgeschrieben ist, entgegenzuwirken?
Tränen im Kinosaal bei „Verschwinden/Izginjanje“ von Andrina Mračnikar: „Das berührt mich, ganz ehrlich“, sagt eine Frau im Publikumsgespräch nach der Premiere im Grazer Schubertkino. Sie schluchzt; jemand streicht ihr über den Rücken. Das Mikrofon wandert weiter. „Als deutschsprachige Kärntnerin war mir nicht bewusst, wie arg es um die Geschichte der Kärntner Slowenen bestellt ist“, heißt es ein paar Reihen weiter.
(Kleine Zeitung, Katrin Fischer)
€ 6,00
Es sind bereits alle Plätze vergeben! Sie können sich auf die Warteliste setzen lassen und wir melden uns bei Ihnen, falls kurzfristig noch ein Platz frei werden sollte.
Es sind bereits alle Plätze vergeben.
Vielleicht finden Sie in unserem Kursprogramm einen anderen Kurs, der Sie begeistert?